In einem historischen Inselhaus thematisiert die „begehbare“ Inszenierung das Leben der Inselbewohner zwischen Segen und Gefahren des Meeres und die Folgen des Klimawandels
Spiekeroog/ Frankfurt, 13. November 2017. Zum fünften Mal feierte die Theatergruppe „Das Letzte Kleinod“ gestern Abend auf Spiekeroog mit einem neuen Stück vor ausverkauftem Haus Premiere. Das Dokumentartheater „Sturmflut“ handelt vom Leben an der Nordsee und thematisiert ein brandaktuelles Thema: die Folgen des Klimawandels für die Inselbewohner. Als Bühne dient das historische und denkmalgeschützte Wohnhaus am Noorderloog 21 im Inseldorf. Das Besondere: Die Gäste sind im Haus „zu Besuch“ und werden von den vier Schauspieler/innen in kleinen Gruppen durch das Haus geführt. So vermittelt das Stück eine intime und sehr persönliche Sicht auf das Leben der Insulaner, ihre Beziehung zum Meer und ihrer Freuden und Nöte, die das Leben auf der Insel brachte und bis heute bringt, basierend auf Erzählungen einheimischer Zeitzeugen. Unterstützt wird die Produktion von der Nordseebad Spiekeroog GmbH und der Spiekerooger Kulturstiftung.
Der historische Hintergrund setzt im Februar des Jahres 1962 an, als eine nie dagewesene Flut auf Spiekeroog schwere Schäden anrichtete. Teile der Dünen und die alte Strandhalle wurden von den Wellen mitgerissen, in unmittelbarer Nähe zum Inseldorf brachen die Deiche. Spiekeroog wurde wieder aufgebaut, aber die Angst vor der nächsten Flut blieb. 54 Jahre später, im Dezember 2016, wütete ein schwerer Sturm vor den ostfriesischen Inseln und ließ ein Frachtschiff havarieren. Vier Container mit Bauholz wurden am Spiekerooger Strand angespült, die die Reederei stiftete – dieses Holz dient nun als Bühnenbild für die Inszenierung von „Sturmflut“. Auch die Schauspieler selbst konnten während der Proben zum Stück Zeuge der Naturgewalten werden: Herbststurm Herwart fegte Ende Oktober 2017 über die Nordsee und die Künstler wagten sich hinaus in die Dünen, um sich dem Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern auszusetzen und den steigenden Wasserpegel zu beobachten. In Sichtweite befand sich das havarierte Frachtschiff „Glory Amsterdam“, das der Sturm vor Helgoland losgerissen und auf eine Sandbank getrieben hatte. Vor diesem Hintergrund erscheint „Sturmflut“ aktueller denn je, und die Schauspieler haben selbst erfahren können, welche Kraft der Wind und das Meer haben.
Dass der Meeresspiegel aufgrund des Klimawandels kontinuierlich steigt, ist ein Thema, das die Bewohner der Inseln in besonderem Maße betrifft. Jahr für Jahr erleben sie die Veränderungen des Klimas, die sich direkt auf ihr Leben auswirken. Was bedeutet der Klimawandel für diejenigen, deren Sicherheit von den Dünen abhängt und deren Existenz durch das Meer sowohl gesichert als auch bedroht wird?
Wie erleben die seit jeher sich im Kampf gegen die Naturgewalten befindenden Inselbewohner den Wandel? Diese Fragen stehen bei der Inszenierung des Dokumentartheaters im Vordergrund.
Ab sofort können Kulturinteressierte und Inselurlauber „Sturmflut“ selbst erleben. Die Termine liegen zwischen November 2017 und März 2018, eine Übersicht finden Interessierte hier. Günstige Termine für Tagesgäste sind dank passender Fahrten mit der Fähre: 16. und 17. November 2017; 29. und 30. Dezember 2017; 12. und 24. Februar 2018; 10., 11. und 22. März 2018.
Die Dauer beträgt circa 60 Minuten, Karten sind im Vorverkauf in der Tourist-Information “Kogge” oder online erhältlich, die Preise betragen 22 Euro für Erwachsene ab 15 Jahre, 16 Euro für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre oder an der Tageskasse für 25 Euro für Erwachsene und 19 Euro für Kinder und Jugendliche. Gruppen auf Anfrage. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.spiekeroog.de/spiekeroog-erleben/kunst-kultur-kreatives/dokumentartheater-sturmflut-das-letzte-kleinod.
In der Vergangenheit standen die Inszenierungen „Untergang der Johanne“, „Die verlorenen Söhne“ und „Knüppelkrieg“ auf dem Programm sowie zuletzt „Armada“ im Herbst 2015. Das Historiendrama erzählte die Geschichte eines gestrandeten Schiffs der spanischen Kriegsflotte mitsamt seiner Besatzung auf der Nordseeinsel im Jahre 1588.
Für Inselinformationen und Unterkunftsanfragen: www.spiekeroog.de. Presseinformationen und Fotos in hoher Auflösung zum Download: www.spiekeroog.de/presse.
Spiekeroog gehört zu den ostfriesischen Inseln im niedersächsischen Wattenmeer, hat eine Fläche von 18 Quadratkilometern und zählt ungefähr 800 Einwohner. Das staatlich anerkannte Nordseeheilbad verfügt über einen kilometerlangen feinen Sandstrand, kleine Wäldchen, eine reizvolle Dünenlandschaft und einen idyllischen Dorfkern. Auf der grünen Insel trübt nichts den unbeschwerten Naturgenuss, denn Spiekeroog ist autofrei.