Interview mit Antonella Rossi, Leiterin der ENIT Frankfurt „Wir hoffen, dass es in 2022 weiter aufwärts geht."
Antonella Rossi ist Leiterin der Italienischen Zentrale für Tourismus ENIT in Frankfurt. Im Interview schaut sie auf das Jahr 2021 zurück und erzählt von den Plänen für 2022. Frau Rossi, wie ist das Jahr, das sich nun dem Ende neigt, für den Tourismus in Italien gelaufen? Glücklicherweise ist das Jahr um einiges besser gelaufen als 2020. Es war ein Jahr der Erholung für Italien, das von inländischen Gästen sowie von deutschen Urlaubern geprägt war. Das hat uns natürlich sehr gefreut, dass gerade die Deutschen trotz der Verunsicherung durch die Pandemie, Urlaub in Italien gemacht haben. Und sie werden es vermutlich auch im kommenden Jahr tun, oder? Wie sehen Ihre Prognosen für 2022 aus? Wir hoffen, dass es in 2022 weiter aufwärts geht und auch dass die deutschen Urlauber Italien treu bleiben. Ich denke zwar nicht, dass wir die Rekordzahlen von 2019 erreichen werden, gehe aber davon aus, dass wir die Zahlen von 2021 übertrumpfen werden. Denn Deutschland ist mit Abstand der wichtigste Quellmarkt Italiens. Wie wollen Sie denn Touristen nach Italien locken? Wie sieht die Strategie von ENIT für 2022 aus? Wir setzen auch im kommenden Jahr weiterhin auf Slow- und Outdoortourismus, denn Bewegung in freier Natur, Nachhaltigkeit, und Achtsamkeit sind durch Corona bei vielen in den Vordergrund gerückt und stehen bei Urlaubern hoch im Kurs. Dazu gehört auch das Reisen in weniger bekannte Regionen wie die Abruzzen, die Marken, Molise oder Kalabrien oder auch der Besuch der vielen malerischen Dörfer, die im ganzen Land zu finden sind. Hier kann man noch das ursprüngliche Italien entdecken und Authentisches erleben, wie ein Erntebesuch beim Zitronenbauern an der Amalfitana, Radfahren an der Küste Liguriens, Mountainbiken in der Lombardei, Wandern im Ossolatal im Piemont oder entlang des Alpe Adria Trails in Friaul–Julisch Venetien. Das hat gerade im deutschen Markt großes Potenzial. Nicht zu vergessen die italienische Küche und unser guter Wein - damit werden wir auch weiterhin werben und den Food- & Weintourismus noch stärker fördern. Schließlich haben wir 150 Weinstraßen und jede Menge Schlemmerrouten in Italien wie die Strade dell’olio in Umbrien oder Apulien, die zum Genusswandern einladen und so Outdoor-Aktivitäten und Kulinarik miteinander verbinden. Und 2022 wird Piemont die 6. UNWTO globale Konferenz des Weintourismus austragen. Das zeigt die Wichtigkeit dieses Tourismussegments für unser Land, den wir im nächsten Jahr sehr stark entwickeln werden. Doch auch Luxus, Sport und Wellness werden im kommenden Jahr eine wichtige Rolle bei der Vermarktung spielen.… Ja, denn mehr denn je wollen sich die Menschen jetzt etwas gönnen. Da bieten sich Aufenthalte in Luxusresorts oder in Wellness-Hotels geradezu an. Auch das Thema Golfen werden wir im kommenden Jahr stärker angehen, denn Italien hat mit knapp 300 Golfplätzen auch in diesem Bereich einiges zu bieten und wird 2023 den Ryder Cup in Rom austragen. Weiter im Fokus bleibt die LGBTQ+-Gruppe: Im Oktober 2022 wird in Mailand die Jahrestagung der IGLTA, des weltgrößten Verbands für LGBTQ+ Reisen, stattfinden, zu der 700 Teilnehmer aus rund 50 Ländern erwartet werden. Welche sind die zwei wichtigsten Highlights in 2022? Procida, die farbenfrohe Insel im Golf von Neapel, ist im kommenden Jahr Kulturhauptstadt und sicherlich ein großes Highlight. Schließlich diente die Insel oft als Filmkulisse und versprüht bis heute mit ihren bunten Häusern einen besonderen Charme. Zudem wird der 66. Eurovision Song Contest in Italien stattfinden: Am 14. Mai ist das Finale in Turin und wird viele Besucher anziehen. Wer sich übrigens jetzt schon nach Italien träumen möchte, kann gerne in unsere neue Podcastserie „Tipps und Stories über Italien – Die Beiträge aus Visit Italy Web Radio #listen2Italia“ hineinhören.