Presselounge
„Wir können nur scheitern, aber lasst uns wenigstens auf eine interessante Art und Weise scheitern!“

„Wir können nur scheitern, aber lasst uns wenigstens auf eine interessante Art und Weise scheitern!“

Am 24. März war der deutschlandweite Kinostart in über 80 Kinos für den schwedisch-finnischen Film „Tove“. Er handelt von der finnischen Künstlerin Tove Jansson (1941-2001), die 1945 in Helsinki die weltweit bekannten Mumins-Komikfiguren zum Ende des Zweiten Weltkriegs erfindet. Der Film erzählt vom aufregenden Leben der wohl bekanntesten Autorin und Zeichnerin Finnlands, deren Trollwesen mit den Knollnasen bereits Generationen von Kindern und Erwachsenen verzaubert haben. Durch ihre einzigartige Handschrift fängt sie eine universelle Dualität ein: Dunkelheit gemischt mit Humor. Tove Jansson ist eine Künstlerin, die die Welt verändert – für diejenigen, die dazu bereit sind. Dies war auch bei Schauspielerin Alma Pöysti der Fall. Sie spielt die Rolle von Tove Jansson und erzählt im Interview von ihren Erfahrungen. Alma, Sie haben eine der wohl besten Künstlerinnen Finnlands und gleichzeitig die meistgelesene finnische Autorin im Ausland gespielt. Wie war es für Sie, in die Rolle einer solchen Persönlichkeit zu schlüpfen? Es war beängstigend und aufregend zugleich. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, diese Traumrolle spielen zu dürfen. Schließlich ist Tove eine der aufregendsten Frauen unserer Zeit, eine absolute pazifistische Superheldin. Und das nicht nur, weil sie die Mumins erschaffen hat, sondern durch ihre inspirierende Persönlichkeit. Sie war ein Multitalent: Neben der Erschaffung der Mumins war sie auch eine begabte Malerin, Cartoonistin, Illustratorin und Autorin. 

Inwiefern war Tove inspirierend? Nun sie war eine Pazifistin, was gerade durch die aktuellen Ereignisse, noch mehr an Bedeutung gewinnt. Zudem war sie außerordentlich neugierig und sehr offen. Sie hatte keine Kinder und eine Beziehung zu einer Frau, es war ihr egal, was die Leute sagen. Sie gab Schwachen eine Stimme, war authentisch, lebensbejahend und steckte voller Energie und hatte einen großartigen Sinn für Humor. Eine Inspiration für jeden, der sie kannte und auch für die finnische Gesellschaft. Was glauben Sie, wie hat Tove die finnische Gesellschaft geprägt? Ich denke, sie hat uns sehr darin beeinflusst, wie wir einander behandeln. Hier in Finnland ist jeder willkommen, egal wo er herkommt. Unsere Tür steht jedem offen. Wir behandeln einander mit Wohlwollen und Respekt. Sind Sie Tove jemals begegnet? Ja, da war ich fünf Jahre alt und ich erinnere mich noch ziemlich gut daran. Sie stammt ja, wie meine Familie, aus Helsinki und war sehr gut mit meinen Großeltern befreundet. Eines Abends war sie mit ihrer Partnerin Tuulikki Pietilä bei ihnen zum Abendessen eingeladen und ich durfte dabei sein. Ich war sehr aufgeregt, denn ich kannte all ihre Bücher und freute mich sehr auf den Abend. Und es war wirklich toll. Ich habe Tove als eine nette, lustige und sehr warmherzige Frau erlebt. Und ich kann mich noch erinnern, dass sie mir als Mitbringsel eine Holzfigur aus dem Muminstal schenkte. Wie sehr haben die Mumins Ihr Leben beeinflusst? Ich wurde 1981 geboren und bin wie die meisten finnischen Kinder wirklich noch mit den Büchern, den Comic-Zeichnungen, den Cartoons von den Mumins aufgewachsen. Ich habe sie alle geliebt, denn so unterschiedlich ihre Charaktere auch sind, sie brauchen einander, um in der Mumins-Welt zu bestehen. Das Mumins-Universum ist so voller Liebe und Humor, ein Humor, der überall funktioniert. Schließlich sind die Mumins weit über Finnlands grenzen bekannt: Insgesamt in über 50 Sprachen wurden ihre Mumins-Bücher übersetzt. Was können die Menschen von den Mumins lernen? Die bohemistisch anmutenden, tolerant-humorvollen Mumins waren für Jansson ein Sprachrohr für ernste Themen: Einsamkeit, Unzulänglichkeit, Alkohol und sogar der Tod. Die Philosophie der Mumins-Bücher hat somit auch erwachsenen Lesern immer schon viel geben können. Die inspirierende Welt von Tove Jansson ist eine tolerante, in der jeder willkommen ist. Sie gibt selbst den kleinsten Kreaturen eine Stimme, einen Namen und einen Sinn. Apropos Finnland. Sie leben in Helsinki, genau wie Tove. Helsinki ist auch Drehort des Filmes. Gibt es noch einen anderen Teil des Landes, den Sie mit Tove teilen? Oh ja, ich bin wahnsinnig gerne draußen in der Natur, die bei uns einzigartig ist. Ich liebe die Schärenlandschaft in Südfinnland, liebe es im Meer oder in unseren Seen zu schwimmen. Auch nach einem Saunagang. Tove war sehr verliebt in die Schären. In Muminpappa am Meer segelt die Mumins-Familie zu einer felsigen Insel mit einem Leuchtturm; und auch im wirklichen Leben hat sie schließlich die Insel ihrer Träume in Pellinki bei Porvoo entdeckt. Tove und ihre Partnerin Tuulikki verbrachten fast 30 Sommer auf der Insel. Wie das Mumin-Haus war auch das auf der kleinen Insel Klovharu gelegene Häuschen für Überraschungsgäste geöffnet. Das Meer war eine der größten Inspirationsquellen für sie, ein Element, das in den Mumin-Büchern, Kurzgeschichten und in ihrer bildenden Kunst immer wieder auftaucht. Da fällt mir auch eine lustige Geschichte vom Filmdreh ein. Wir sollten eine Szene drehen, mit Tove im Schnee, doch leider gab es zu der Zeit in Finnland keinen Schnee, was für Februar sehr ungewöhnlich war. Also haben wir uns kurzerhand entschieden, dass Tove in einem See schwimmen sollte. Im Februar! Es war so kalt und windig und eisig, ich war sehr durchgefroren und sehr froh, als alles im Kasten war. Tove hätte aber das Schwimmen geliebt. Glauben Sie, dass auch sie den Film geliebt hätte? Die Zuschauer in Finnland jedenfalls waren begeistert, der Film lief hier sehr erfolgreich. Ich hoffe, dass er ihr gefallen hätte. Ich weiß noch, am Anfang der Dreharbeiten, hat unsere Regisseurin gemeint: ‚Mit dem Film über eine solche Persönlichkeit können wir eigentlich nur scheitern, aber lasst uns, wenn wir schon scheitern, interessant scheitern!‘ Und ich glaube, uns ist wirklich ein interessanter Film gelungen. Wir haben im Vorfeld sehr viel über Tove gelesen und geschaut, haben uns informiert. Ich bin daheim die ganze Zeit mit einer Zigarette im Mund herumgelaufen, wie Tove dies oft getan hatte, um einfach das richtige Gespür dafür zu bekommen und in die richtige Stimmung zu kommen. Das Team bestand zum großen Teil aus Frauen, was auch für einen interessanten Blickwinkel gesorgt hat, über den wir uns immer wieder ausgetauscht haben. Am Ende sind wir komplett in Toves Welt eingetaucht, ein einmaliges Erlebnis. Einmalig war wohl auch die Premiere des Filmes. Denn diese fand, nicht wie geplant in Paris statt, sondern in Turku… Ja, unser Paris war Turku! Wir mussten ausweichen, denn die Dreharbeiten konnten zwar noch vor der Pandemie abgeschlossen werden, aber dann kam Corona und wir konnten nicht mehr nach Paris reisen, wo Tove Jansson übrigens studiert hat. Also fand diese in der ältesten finnischen Stadt und ehemaligen Hauptstadt Turku statt. Was auch schön war: die atemberaubende alte Architektur, die über den Aurajoki fahrenden Flussboote, die zahlreichen Cafés am Fluss und diese unübliche Alltagsästhetik, die Turku so besonders machen. Können Sie denn auch Finnland als Drehort empfehlen? Auf jeden Fall. Unsere Naturlandschaft ist fantastisch, einzigartig und bildet eine unbeschreiblich schöne Filmkulisse. Außerdem ist die Infrastruktur für einen Dreh mittlerweile top, es gibt viele Profis vor Ort. Finnland ist wirklich ein cooler Ort mit einer traumhaften Natur, die man sonst nirgends auf der Welt findet. Weitere Pressebilder finden Sie unter: https://salzgeber.de/tove.

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