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Geschmack und Regionalität stehen ganz vorne an:  Interview mit Helfried Eden, Betriebsleiter Landwirtschaft auf dem Hofgut Dagobertshausen von VILA VITA Marburg

Geschmack und Regionalität stehen ganz vorne an: Interview mit Helfried Eden, Betriebsleiter Landwirtschaft auf dem Hofgut Dagobertshausen von VILA VITA Marburg

Erdbeeren, Spargel, Himbeeren, Kürbisse, Kartoffeln und ab dem Sommer auch Tomaten: Diese Produkte werden auf der rund 70 Hektar großen Fläche des Hofguts Dagobertshausen, angebaut. Rund 30 Prozent davon landen auf dem Teller der Gäste der eigenen Gastronomie-Einrichtungen, der Rest kommt in den Verkauf im Hofladen oder an sechs Ständen in Marburg und Umgebung. Und auch Kunden einiger Tegut Märkte der Region dürfen sich über die Hofgut-Erdbeeren oder Spargel freuen. Herr der Felder beim Hofgut Dagobertshausen ist Helfried Eden. Der Diplom-Agraringenieur leitet seit 2011 den landwirtschaftlichen Betrieb des Unternehmens und das mit großem Erfolg. Wie er das macht, erzählt er im Gespräch.

Herr Eden, Sie haben vor über 10 Jahren die Leitung der Landwirtschaft im Hofgut Dagobertshausen übernommen. Was haben Sie hier vorgefunden?

Ziemlich wenig. Es gab gerade mal auf einer Fläche von zwei Hektar Erdbeeren zum Selberpflücken und zwei Reihen Himbeeren. Ich hatte also die Möglichkeit, einiges aufzubauen. So habe ich nicht nur die Erdbeerproduktion angekurbelt, sondern parallel auch Spargel angebaut. Obwohl der Boden nicht gerade ideal dafür war.

Woher wussten Sie, dass es dennoch klappen würde?

Einfach ausprobiert. Ich stamme von einem kleinen Bauernhof in Ostfriesland, da kannten wir Spargel nicht wirklich. Erst während meines Studiums und Tätigkeit in Nordrhein-Westfalen habe ich die erste Stange Spargel in der Hand gehabt. Dennoch: Spargel benötigt normalerweise Sandboden und wir haben hier schweren Lehmboden, zudem liegen wir auf rund 300 Metern Höhe und es ist etwas kühl. Aber es funktioniert. Wir arbeiten mit schwarzer Folie, wodurch die Temperatur des Bodens steigt und das Gemüse gedeihen lässt. Mittlerweile ernten wir vier verschiedene Spargelsorten auf einer Fläche von über 50.000 Quadratmetern auf dem Hofgut – von Ende April bis Mitte Mai – und sie sind ausgesprochen gut. Die Geschmacksintensität kommt wahrscheinlich vom schweren Lehmboden, der mehr Mineralien enthält als der sonst übliche Sandboden.

Darin gedeihen auch die Erdbeeren prächtig….

Ja, auf einer Fläche von fast neun Hektar. Auch hier arbeiten wir bei einigen Reihen mit Folien, damit wir früher ernten können. Bei Erdbeeren haben wir ebenfalls drei Sorten im Angebot, wobei alle sehr saftig und aromatisch sind. Sie sehen zwar nicht wie so manche Bilderbuch-Erdbeere aus dem Supermarkt aus, aber dafür schmecken sie so richtig gut. Wir haben sie auch nach dem Geschmack ausgesucht, nicht nach Haltbarkeit wie die meisten Früchte aus dem Großhandel. Da nehmen wir auch in Kauf, dass sie nach einem Tag weiterverarbeitet werden müssen. So können unsere Kunden sicher sein, dass unsere Erdbeeren immer tagesfrisch sind. Daher sind kurze Wege wichtig.

Ist das einer der Gründe, warum Regionalität für Ihren Betrieb so wichtig ist?

Ja, Regionalität und Direktvermarktung sind die Pfeiler unseres Geschäfts. So liefern wir immer frisch, gewährleisten eine konstant hohe Qualität und unsere Kunden wissen genau, wo ihre Produkte herkommen und können uns hier besuchen. Wichtig ist zudem, dass wir nachhaltig handeln und Kreisläufe schaffen. Wir sind zwar kein Bio-Betrieb, versuchen aber so zu handeln. Wir düngen zum Beispiel unseren Spargel mit Pferdemist aus unseren eigenen Ställen.

Wie sieht es mit weiteren Erzeugnissen aus?

Auf dem Hofgut gibt es auch Kartoffeln und Kürbisse, letztere sind der Renner bei unserem jährlichen Herbstmarkt. Und wir haben seit letztem Jahr auch einen Versuch mit Ingwer gestartet: es klappt. Wir konnten 150 Kilogramm Ingwer ernten. Die Nachfrage ist sehr groß und die Rückmeldungen dazu waren durchweg positiv.

Und nun hoffen Sie, dass auch die Tomaten gut ankommen?

Ja, das sind unsere aktuellen Neulinge. Wir haben, ebenfalls im letzten Jahr, einige Tomaten angepflanzt – eher Exoten wie Ochsenherzen, die längliche Andenhorn oder die schwarz-grün gestreifte Green Zebra. Und unsere Gastronomen waren begeistert von ihrem Geschmack und haben gleich nach mehr verlangt. So haben wir nun auf 1.000 Quadratmeter Tomaten angepflanzt und wollen Kunden auch zum Selberpflücken einladen. Das gibt es kaum in der Region und wir sind sehr gespannt wie es ankommt.

Gibt es noch weitere neue Projekte?

Ja, wir überlegen gerade, eigenes Öl und eigenes Mehl aus unserem Getreide wie Weizen, Dinkel oder Roggen herzustellen. Aber da stehen wir noch am Anfang und sind in der Findungsphase. Zudem wollen wir auch dem Trend folgen und Leuten eine 30 Quadratmeter große Parzelle zur Miete anbieten, auf der sie selber Obst und Gemüse anbauen und ernten können. Dabei genießen sie den Vorteil, dass wir ihnen mit Rat zur Seite stehen können. Das ist aber alles noch Zukunftsmusik.

Weitere Informationen unter: www.vilavitamarburg.de

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