Madeira, bekannt für seine atemberaubenden Landschaften und das milde Klima, bietet weit mehr als nur natürliche Schönheit. Die portugiesische Insel beeindruckt mit einer facettenreichen Kunst- und Handwerkstradition, die tief in ihrer Geschichte verwurzelt ist und zugleich Raum für moderne Kreativität lässt. Ob filigrane Stickereien, bemalte Türen oder zeitgenössische Kunst in Museen – Madeiras kreative Szene spiegelt die Vielseitigkeit der Insel wider.
Handwerkstraditionen: Madeira-Stickerei und Korbflechterei
Die Madeira-Stickerei steht als Symbol für Tradition und Kunstfertigkeit. Ihre Wurzeln reichen bis in das 15. Jahrhundert zurück, in die Zeit der ersten Besiedlung Madeiras. Schon damals wurden Haushaltsgegenstände, Kleidung und Kirchen mit den detailreichen, von der Inselnatur inspirierten Motiven verziert. Diese Handwerkskunst, zunächst wohl von adeligen Damen ausgeführt, entwickelte sich über die Jahrhunderte zu einem Markenzeichen des Atlantikarchipels. Im 19. Jahrhundert erlangte die Madeira-Stickerei durch den Export nach Großbritannien internationale Anerkennung. Die Stickerei erfordert außerordentliche Präzision und Geschick. Verarbeitet werden Materialien wie Leinen und Seide, wobei Techniken wie der Richelieu- und Knopflochstich für höchste Qualität sorgen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Von Tischdecken und Bettwäsche über Kleidung bis hin zu exklusiven Designerstücken. Mit rund 1.000 Stickerinnen bleibt dieses Kunsthandwerk ein lebendiger Ausdruck madeirensischer Identität.
Auch die Korbflechterei hat ihren festen Platz in der madeirensischen Kultur. Sie hat ihren Ursprung in der Gemeinde Camacha, wo die wasserreichen Böden ideale Bedingungen für den Anbau von Weidenbäumen bieten. Seit 1850 werden Körbe, Möbel und die berühmten Korbschlitten von Monte aus den biegsamen Ästen gefertigt. Während der Export heute kaum noch eine Rolle spielt, bewahren einige Handwerker diese traditionsreiche Technik und halten ein Stück Kulturerbe am Leben.
Kunst zwischen Geschichte und Moderne
Madeira vereint auch in der Kunst Tradition und Innovation. Im Museum für sakrale Kunst in Funchal erzählen flämische Gemälde, vergoldete Skulpturen und liturgische Gewänder von der kulturellen Blütezeit der Insel und ihrer historischen Verbindung zu Flandern. Die Quinta das Cruzes, einst Wohnsitz des Madeira-Entdeckers João Gonçalves Zarco, zeigt Möbel, exotische Holzarbeiten und luso-orientalische Kunstwerke. Ein Höhepunkt sind die detailreichen Krippenfiguren aus dem 18. Jahrhundert.
Moderne Kunst hat ebenfalls ihren festen Platz auf der Insel. Das MAMMA – Museum für Moderne Kunst Madeira – und die Casa das Mudas in Calheta präsentieren zeitgenössische Werke, die sich mit Themen wie Natur und Identität auseinandersetzen. Besonders die spektakulär über der Steilküste gelegene Casa das Mudas beeindruckt mit ihrer Architektur und einzigartigen Atmosphäre.
Kunst begegnet einem auf Madeira jedoch nicht nur in Museen. Die bemalten Türen in Funchals Altstadt, gestaltet im Rahmen des Projekts „Portas Pintadas“, haben die Stadt in eine lebendige Open-Air-Galerie verwandelt. Die farbenfrohen Werke verschönern das Stadtbild und verbinden architektonische Tradition mit moderner Kunst.