Madeira ist für seine üppigen Wälder, beeindruckenden Felsformationen und tiefen Täler bekannt. Doch was heute als Magnet für Reisende und Naturliebhaber gilt, war für die ersten Siedler auf der Insel eine wahre Herausforderung. Denn neben gemäßigtem Klima und fruchtbarem Boden erwartete die Siedler eben auch eine ungleiche Verteilung von Wasser auf der Insel, die durch die Rauheit des Geländes nur schwer zu meistern war. Somit begannen sie mit dem Bau der Levadas – Bewässerungssysteme, die das Wasser von schwerzugänglichen Orten aus über den Rest der Insel verteilen.
Geschichte und Entstehung
Die Levadas von Madeira wurden im 15. Jahrhundert entwickelt, um das Wasser von den regenreichen Gebirgsregionen zu den trockeneren südlichen Teilen der Insel zu leiten. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen sie die zentrale Bergkette zu durchbohren und umfangreiche Tunnel zu bauen, um Wasserwege von der Nord- zur Südseite der Insel zu öffnen. Einige der ältesten Levadas sind noch immer in Betrieb und sorgen weiterhin dafür, das Wassergleichgewicht auf der Insel aufrechtzuerhalten. Heute erstrecken sich diese Kanäle mit einer Gesamtlänge von 3.100 Kilometern über die Insel und sind ebenfalls für die Wasserversorgung und Stromerzeugung auf Madeira entscheidend. Sie sind ein herausragendes Beispiel für nachhaltige Wasserwirtschaft und ein Symbol für die kreative Ingenieurskunst der frühen Siedler Madeiras.
Hervorragende Wandermöglichkeiten
Neben ihrer praktischen Nutzung haben sich die Levadas zu einem Paradies für Wanderer entwickelt. Parallel zu den Levadas verlaufen schmale Pfade, auf denen Besucher die atemberaubende Landschaft Madeiras erkunden, die üppigen Wälder des Laurissilva-Nationalparks durchqueren und spektakuläre Ausblicke auf die Berglandschaften und Küsten genießen können. Entlang des Wassers eröffnen sich Wanderern Wege und Orte, die sonst nur schwer zugänglich wären, was die Levada-Wanderungen zu einer der beliebtesten Aktivitäten auf Madeira macht. Die gut markierten Wege bieten Wanderern aller Schwierigkeitsgrade unvergessliche Erlebnisse und die Möglichkeit, die vielfältige Flora und Fauna der Insel hautnah zu erleben.
Auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe
Aufgrund ihrer außergewöhnlichen historischen und kulturellen Bedeutung wurden die Levadas für die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe nominiert. Sie wären somit die zweite von der UNESCO ausgezeichnete Sehenswürdigkeit auf Madeira. Bereits 1999 wurde der Laurisilva-Wald zum Weltnaturerbe erklärt. Der Lorbeerwald, der 20 Prozent der Insel bedeckt und über 15 Millionen Jahre alt ist, gilt weltweit als der größte Wald seiner Art.